Peter Leinemann ist Schatzmeister im Vorstand der „Internationalen Motivgruppen Olympiaden und Sport e.V.“ (IMOS), großer Fan der deutschen Fußballnationalmannschaft und aktiver Fußball-Philatelist.
Der Besuch der WM 2022 in Qatar wurde von ihm in einem IMOS-Sonderheft umfassend sportlich, kulturell und philatelistisch aufgearbeitet. Jetzt steht die EM im eigenen Land vor der Tür. Vier Fragen an den Fachmann:
Die Deutsche Post bringt anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2024 im eigenen Land am 6. Juni nur die eine Sondermarke heraus. Welche offiziellen Aktivitäten sind darüber hinaus noch bekannt?
Leider, muss ich sagen, wird es von der Post nur die eine Sonderbriefmarke mit den, wie üblich, zwei Ersttagsstempeln in Bonn und Berlin geben. Dann kann man noch ein Numisblatt kaufen, in dem die 11-Euro-EM-Sondermünze und ein Zehnerbogen mit der EM-Sondermarke enthalten sein wird.
Marke, Bogenrand und Stempel sind vom Hattinger Grafiker Thomas Serres entworfen worden, der schon für viele Sportausgaben verantwortlich war, u.a. 2021 für die Marken zu den neuen olympischen Sportarten sowie auch für die paralympischen Marken im Rahmen der Plusmarken-Serie „Für den Sport“ 2023.
Ja und dann gibt es noch ein Erinnerungsblatt. Das ist so eine Art Klappkarte mit sechs Seiten. Diese enthält dann zwei Sondermarken mit den ersten Abstempelungen und einige Erläuterungen zur Euro 2024. Ansonsten sind eigentlich keine besonderen Aktivitäten vorgesehen. Ich habe immer gehofft, dass es noch Extra-Stempel aus den Spielorten der EURO gibt, so wie das 1988 bei der EM oder auch zur WM 2006 in Deutschland der Fall war. Leider Fehlanzeige – ist ein bisschen traurig, aber so ist es halt!
Sie und einige Fußballmotivsammler waren schon aktiv in Sachen eigener EM-Belege. Welche Ideen wurden umgesetzt?
Wir haben schon einiges unternommen, um eigene EM-Belege produzieren zu können, auch mit Belegmaterial, das zum Beispiel von den Austragungsorten herausgegeben worden ist. Einige Städte haben einen Absenderfreistempel aufgelegt, wie z.B. Gelsenkirchen.
Und dann gibt es ja noch die Trophy Tour, auf der der EM-Pokal in allen 10 Austragungsorten präsentiert wird. Da ist teilweise schon einiges Material dazugekommen. Christoph hat uns aus Frankfurt wunderschöne Postkarten besorgt, die die Stadt mit dem Logo „Host City Frankfurt“ hat drucken lassen. Super, dass mit Alex Meier in Frankfurt noch eine Stürmerlegende der Frankfurter Eintracht mit vor Ort war, der teilweise Postkarten auch signiert hat.
International habe ich bis jetzt lediglich in Monaco eine Briefmarke zur EM gefunden. Wir haben uns natürlich auch so ein bisschen um die Teilnehmerländer der EURO und ihre Postanstalten gekümmert. Wir haben mal geschaut, welche denn auch irgendwelche Briefmarken zur EM herausgeben werden. Leider ist das Ergebnis in diesem Jahr noch recht mager. Türkisch Zypern, Albanien, Rumänien, die Ukraine und Georgien haben Marken geplant. Aber so, wie in den zurückliegenden Jahren, als fast jedes Teilnehmerland eine Sondermarke auflegte, scheint es diesmal nicht der Fall zu sein.
Da haben wir selbst überlegt, was man noch machen kann. Beispielsweise personalisierte Briefmarken bei der Post herstellen lassen. Das haben wir auch getan. Zu jedem deutschen Austragungsort gibt es nun eine personalisierte Briefmarke, jeweils in Zehner- bzw. Zwanzigerbögen. Mit den Marken und natürlich mit der offiziellen EM-Sonderbriefmarke, werden wir unsere Belege frankieren.
Dann gab es noch ein paar Blanko Postkarten mit interessanten und lustigen Fußballmotiven, die man für die eigenen Belege nutzen kann. Die Karten sind sogenannte „Toiletten-Karten“. Die findet man in vielen Restaurants in Ständern vor den Toiletteneingängen – kostenlos!
Diese Aktion der Stiftung „Fußball & Kultur EURO 2024“ für die fünf Kartenmotive heißt „Fußball berührt“. Das Ganze gehört mit zum offiziellen EM-Kunst-und Kulturprogramm, dass mit vielfältigen Aktivitäten in den Städten während der EM für die Organisatoren noch eine interessante Möglichkeit ist, ein paar zusätzliche „Euro“ einzusammeln.
Wer Interesse an solchen zusätzlichen EM-Belegen hat, welche Möglichkeiten gibt es zum Erwerb oder zum selbst gestalten?
Zu kaufen gibt es diese Belege nicht. Da muss jeder Interessent selbst etwas dafür tun. Aber gern unterstützen wir. Wir haben uns überlegt, dass man beispielsweise die besonderen Bildstempel der PhilaShops der Post, die in neun von 10 Austragungsorten vor Ort sind, dafür verwenden kann, um entsprechende Spiel-Belege selbst herzustellen.
Das heißt, wenn an einem bestimmten Tag ein Spiel, sagen wir mal in Dortmund ist, dann kann man seinen Brief-Beleg nach Dortmund schicken und dort an dem Tag, an dem das Spiel stattfindet, abstempeln lassen. Dafür leisten wir auch Schützenhilfe. D.h., dass zunächst jeder unserer Sammler die Briefe selbst gestaltet und frankiert. Drei aus unserer IMOS-Gruppe haben sich bereit erklärt, dann dafür sorgen, dass die Briefbelege auch entsprechend zu den PhilaShops kommen. Damit ist es möglich, alle 51 EM-Spiele mit entsprechendem Briefmaterial zu belegen.
Derzeit werden neben der offiziellen EM-Briefmarke der Deutschen Post auch noch andere Editionen angeboten. So gibt ein bekannter Briefmarkenhändler eine zwölfteilige, offiziell lizensierte, Markenkollektion aus Feinsilber heraus. Aber auch einige private Postdienstleister wollen Fußball-Marken zur EM auflegen. Welchen Wert haben solche Ausgaben für den Sammler?
So eine zwölfteilige Markenkollektion aus Feinsilber ist ja sicher ganz schön, hat aber wenig mit Postdienstleistungen oder gar der Aufgabe einer echten Briefmarke zum Versenden von Post zu tun. Feinsilber klebt, glaube ich, auch nicht so gut auf einem Briefumschlag. Das ist nichts für uns. Wir wollen eher echt gelaufenes Material sammeln.
Da kommen dann zusätzlich auch noch die privaten Postdienstleister ins Spiel. Da gibt es ja auch im Bereich der Fußballmotive einige, die bei früheren Ereignissen kräftig unterwegs waren. Die CityPost Hannover ist beispielsweise schon aktiv geworden.
Und dann habe ich gehört, dass auch die LVZ-Post in meiner Heimatstadt Leipzig beabsichtigt, eine Marke oder einen Markensatz zur EURO 2024 herauszugeben.
Danke für das Gespräch!
Wer wird den Henri-Delaunay-Pokal, wie er offiziell heißt, am Ende in den Berliner Abendhimmel recken? Zum zweiten Mal nach 1988 und erstmals seit der Wiedervereinigung ist Deutschland Gastgeber der 17. Fußball-Europameisterschaft.
24 Nationalmannschaften ermitteln vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 in zehn Städten den neuen Europameister, der erst nach 51 Partien feststehen wird. Die begehrte Trophäe, die den größten Wettbewerb des europäischen Fußballs für Nationalmannschaften symbolisiert, trägt den Namen des ehemaligen französischen Fußballfunktionärs, der bei der Entstehung der UEFA im Jahr 1954 eine maßgebliche Rolle spielte und bis zu seinem Tod im November 1955 erster UEFA-Generalsekretär war.
Delaunay hatte schon seit den 1920ern den Traum, einen europäischen Wettbewerb für Nationalmannschaften einzuführen. Leider erlebte er die Erfüllung seines Traums nicht mehr, aber seine Grundlagen wurden nie vergessen. Als der neue Wettbewerb schließlich beim UEFA-Kongress im Juni 1958 in Stockholm vorgestellt wurde, schlug Ebbe Schwartz, der erste UEFA-Präsident, vor, die Siegertrophäe zu Ehren von Henri Delaunay und dessen kreativer Rolle nach ihm zu benennen.
Der französische Verband übernahm die Aufgabe, den neuen Pokal herzustellen. Verantwortlich dafür warHenri Delaunays Sohn Pierre, der 1956 seinem verstorbenen Vater als UEFA-Generalsekretär gefolgt war und weiter an der EM-Idee gearbeitet hatte. „Weil Griechenland Ursprung der Olympischen Spiele ist, dachte ich, dass ein antikes griechisches Kunstobjekt passend wäre, wenn möglich mit einem Ball. So etwas war allerdings nicht leicht zu finden und auf einer Trophäe zu verwirklichen“, so Pierre Delaunay später in einem Interview. Ein griechischer Journalist und Freund des Exekutivkomitee-Mitglieds, Constantin Constantaras, stieß im Archäologiemuseum von Athen auf eine Skulptur, die einen Athleten zeigt, der einen Ball jongliert. Der Pariser Goldschmied Chobillon brachte auf der Rückseite des Pokals ein Abbild dieser Skulptur an. Die Herstellung des Pokals kostete die UEFA damals 20-tausend Francs. Obwohl der ursprüngliche Henri-Delaunay-Pokal nur 42,5 Zentimeter hoch war, wog er stolze zehn Kilogramm, was auch am Marmorsockel lag.
Dieser wurde dann in der neuen Version des Pokals, der seit der EM 2008 verliehen wird, abgeschafft. Ohne den schweren und unhandlichen Marmorsockel sollen die Spieler besser mit dem Pokal jubeln können! Auch wenn der neue EM-Pokal 18 Zentimeter größer ist, wiegt er nun nur noch acht Kilogramm. Zum Vergleich: Der Henkelpott der Champions League ist 73,5 Zentimeter hoch und 7,5 Kilogramm schwer.
Die alte EM-Trophäe war seit der ersten Austragung im Jahre 1960, die von der damaligen Sowjetunion gewonnen wurde, vergeben worden. Angeführt von Kapitän Igor Netto (mit Pokal) und Torhüter Lew Jaschin lässt sich die Mannschaft der Sowjetunion 1960 für ihren EM-Sieg feiern. (Foto:© pa / dpa | Keystone)
Eine Briefmarke zu diesem Ereignis gab es erst 50 Jahre später, als die russische Post an diesen historischen Sieg erinnerte.
Damals noch mit der ersten Version des Henri-Delaunay-Pokals und Marmorsockel: Jürgen Klinsmann feiert 1996 den letzten Triumph einer deutschen Nationalmannschaft bei einer Europameisterschaft.
Copyright: picture-alliance / dpa
Der neue Henri Delaunay-Pokal, den Iker Casillas als Kapitän der spanischen Nationalmannschaft 2008 als Erster in den Händen hielt, erinnert in seinem Aussehen schon sehr an die alte Trophäe. Allerdings wurde die kleine Figur, die auf der Rückseite des Originalpokals mit einem Ball jongliert, genauso entfernt wie der Marmor-Sockel. Dafür wurde der silberne Boden vergrößert, um den Pokal zu stabilisieren.
Sechs Monate hatte die Londoner Designerin Karen Marsden an ihrem Entwurf gefeilt, in ständiger Absprache mit dem Fußballverband. „Die UEFA wollte einen Blickfang haben, sie hat einen bekommen“, erklärte man bei Asprey stolz. Wochenlang wurde geschmolzen, gehämmert und gefräst. Der alte Pokal sei gut, die Qualität des verwendeten Silbers und die Ausführung seien beim neuen aber besser. „Sie werden keine bessere Trophäe finden“, teilte die Luxusmanufaktur mit.
Als Wanderpokal bleibt er Eigentum der UEFA. Nur wenn eine Mannschaft dreimal in Folge oder insgesamt fünfmal Europameister wird, erhält sie eine Reproduktion in Originalgröße. Ansonsten müssen die Imitate 20 Prozent kleiner als die Vorlage und mit „Replika“ versehen sein. Deutschland und Spanien führen die Siegerliste mit je drei Titelgewinnen an.
Spanien ist in der Geschichte der Fußball-Europameisterschaft bisher die einzige Mannschaft, die ihren Titel verteidigen konnte (2008 und 2012). Gefeiert wurde auch auf diesem „Pokal-Block“ der spanischen Post. Portugal freute sich über die Troféu Henri Delaunay 2004 auf diesem Block der portugiesischen Post.
Österreich veredelte 2008 als EM-Gastgeber eine seiner EM- Briefmarken mit echten Swarovski- Kristallen. Und die Ukraine ließ als Co-Gastgeber der EM 2012 den Henri-Delaunay-Cup auf einem Block sogar „Golden“ erscheinen.
(Autor: KJA)